Investitionsrechnung: Definition, Formel & Beispiele

Investitionen sind der Motor für Wachstum eines Unternehmens – doch damit sie zum Erfolg werden, müssen sie gut geplant werden. Die wichtigste Frage dabei: Lohnt sich die Investition überhaupt? Wann rentiert sie sich – also wann ist das investierte Kapital wieder verdient und ab wann erzielt das Unternehmen einen Gewinn? Für Entscheidungen über Investitionen erstellt das Management eine Investitionsrechnung zu verschiedenen Szenarien mit unterschiedlichen Ausgangsprämissen.

Die Definition des Begriffes Investitionsrechnung

Als Investitionsrechnung definiert die Betriebswirtschaft alle mathematischen Methoden, mit denen sich die Vorteilhaftigkeit einer Investition prüfen und beurteilen lässt. Mit ihrer Hilfe kannst du außerdem verschiedene Varianten von Anschaffungen vergleichen. Diese gründliche Analyse dient der Bewertung der geplanten Anschaffungen. Ihre Erkenntnisse fließen in die Liquiditätsplanung des Unternehmens sowie in die Preiskalkulation ein. Je nach Art der Berechnung kannst du zwischen der statischen und der dynamischen Investitionsrechnung unterschieden.

Grundlage der Investitionsrechnung sind die Informationen aus der Finanzbuchhaltung und der Finanzierung des Unternehmens. Diese Zahlen musst du berücksichtigen:

  • die Anschaffungs- und Herstellungskosten für das zu erwerbende Wirtschaftsgut
  • die voraussichtlichen Erlöse bei einer planmäßigen Auslastung
  • die entstehenden Kosten: Abschreibungsrate, laufende Aufwendungen wie Energiekosten, Betriebsstoffe, turnusmäßige Wartungen, regelmäßige Instandsetzungen
  • die Finanzierungskosten, also die Zinsen und die Gebühren für eine eventuelle Darlehensaufnahme oder kalkulatorische Zinsen, wenn die Investition aus Eigenmitteln gestemmt wird.
Grundlage der Investitionsrechnung
Grundlage der Investitionsrechnung

Die Bedeutung der Investitionsrechnung

Bevor du eine Investition tätigst, möchtest du natürlich wissen, ob sie sich lohnt. Diese Vorüberlegungen übernehmen dabei verschiedene Funktionen:

  • Sie liefern die Basis für wichtige Entscheidungen hinsichtlich Anschaffung und Finanzierung von Wirtschaftsgütern – dabei geht es immer um die Fragen:
    • Welches Investitionsgut schafft den optimalen Nutzen für das Unternehmen?
    • Kann das Investitionsobjekt einen Beitrag zum Gewinn leisten (rentiert es sich)?
  • Die ermittelten Erlöse und Kosten fließen in die künftigen Liquiditäts- und Rentabilitätspläne ein und beeinflussen so auch langfristige Planungen
  • Sie ermitteln, unter welchen finanziellen Bedingungen die Investition realisiert werden kann.

Die statische Investitionsrechnung für kurzfristige Entscheidungen

Die statische Investitionsrechnung betrachtet nur einen kurzen Zeitraum – oft eine Wirtschaftsperiode. Meist basiert sie auf Durchschnittswerten der künftigen Erlöse und Kosten und bezieht sich nicht auf die tatsächlich erwarteten Zahlflüsse. Solche statischen Berechnungen eignen sich daher nur für einen ersten Überschlag. Sie ersetzen keine langfristigen Planungen.

Zu den statischen Investitionsrechnungen zählen:

  • die Kostenvergleichsrechnung: Hier fällt die Investitionsentscheidung alleine unter dem Aspekt der zu erwartenden Kosten
  • die Gewinnvergleichsrechnung: Angeschafft wird das Objekt, das einen höheren Gewinn verspricht
  • die Rentabilitätsrechnung, bei der die erwirtschaftete Rendite, also das Verhältnis zwischen dem Gewinn und dem dafür notwendigen Kapitaleinsatz, im Mittelpunkt steht
  • die Amortisationsrechnung: Hier entscheidest du dich für diejenige Investition, die sich am schnellsten wieder amortisiert, ihren Aufwand also wieder erwirtschaftet hat.

Die statischen Investitionsvergleiche / Investitionsrechnungen im Beispiel

Ein Unternehmen plant die Anschaffung einer neuen Fertigungsanlage. Die Finanzierung erfolgt durch die Aufnahme eines Bankdarlehens. Dem Management liegen drei Angebote für entsprechende Anlagen vor. Jetzt soll eine Entscheidung getroffen werden. Diese Daten fließen in die Investitionsrechnungen ein:

Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
Anschaffungs- und Herstellungskosten 250.000 € 280.000 € 200.000 €
Nutzungsdauer 8 Jahre, Abschreibungsrate 12,5% 31.250 € 35.000 € 25.000 €
Erwartete Kosten pro Jahr für den laufenden Betrieb (Energiekosten, Wartungen…) 23.000 € 20.000 € 25.000 €
Erwartete Erlöse im Jahr 80.000 € 100.000 € 75.000 €
Finanzierung Variante 1: Laufzeit 5 Jahre, Zinssatz 2,5% p.a., Zinskosten insgesamt 19.059 € 21.346 € 15.247 €
Durchschnittliche Zinskosten im Jahr 3.812 € 4.269 € 3.049 €
Finanzierung Variante 2: Laufzeit 8 Jahre, Zinssatz 2,0% p.a., Zinskosten insgesamt 23.020 € 25.782 € 18.416 €
Durchschnittliche Zinskosten im Jahr 2.878 € 3.223 € 2.302 €
Kostenvergleichsrechnung
Die Investitionsentscheidung fällt für die Anlage, die die geringsten Kosten (Abschreibung + laufende Kosten + Zinsen) je Jahr erzeugt
bei Finanzierungsvariante 1 58.062 € 59.269 € 53.049 €
bei Finanzierungsvariante 2 57.128 € 58.223 € 52.302 €
Gewinnvergleichsrechnung
Die Investitionsentscheidung fällt für die Anlage, die den größten Beitrag zum Jahresgewinn des Unternehmens (Erlöse – (Abschreibungen + laufende Kosten + Zinsen)) leistet
Jahresgewinn bei Finanzierungsvariante 1 21.938 € 40.731 € 21.951 €
Jahresgewinn bei Finanzierungsvariante 2 22.872 € 41.777 € 22.698 €
Renditerechnung
Die Investitionsentscheidung fällt für die Anlage, die die höchste Rendite (Gewinn / Kapitaleinsatz) pro Jahr erzielt
Rendite bei Finanzierungsvariante 1 8,78 % 14,55 % 10,98 %
Rendite bei Finanzierungsvariante 2 9,15 % 14,92 % 11,35 %
Amortisationsrechnung
Die Investitionsentscheidung fällt für die Anlage, die sich am schnellsten amortisiert (Anschaffungskosten / Gewinn)
Dauer der Amortisation in Jahren bei Finanzierungsvariante 1 11,40 6,87 9,11
Dauer der Amortisation in Jahren bei Finanzierungsvariante 2 10,93 6,70 8,81

Deutlich wird, dass die verschiedenen statischen Investitionsrechenverfahren unterschiedliche Entscheidungen zur Folge haben – je nachdem, welchen Schwerpunkt das Management setzt. Da die statischen Investitionsrechnungen den Zeitpunkt der Zahlungen vernachlässigen, sind sie zu ungenau.

Dynamische Investitionsrechnung

Diese Investitionsrechnungen berücksichtigen keine durchschnittlichen Kosten, Erlöse oder Gewinne eines Jahres. Sie betrachten die eingehenden und ausgehenden Zahlflüsse. Ihre Grundlage sind Planbilanzen, einschließlich Plan-Gewinn- und Verlustrechnungen. Außerdem wird ein Kalkulationszinssatz benötigt. Das ist der Zinssatz, der alternativ am „freien“ Markt erzielt werden könnte, wenn das Geld nicht in die Investition fließen würde. Dynamische Investitionsrechnungen eignen sich somit besser für mittel- und langfristige Planungen des Unternehmens.

Zu diesen Investitionsmethoden gehören

  • die Kapitalwertmethode, die alle Ein- und Auszahlungen, die mit der Investition verbunden sind, mit dem Kalkulationszinssatz abzinst und somit ermittelt, ob sich die Anschaffung lohnt
  • die Berechnung des internen Zinsfußes, auch als interne Rendite (das Verhältnis zwischen dem Gewinn und dem eingesetzten Kapital) bezeichnet
  • die Annuitätenmethode, bei der die Kapitalwerte der Investition auf die Jahre der Nutzungsdauer verteilt werden
  • die Endwertmethode, für die jede einzelne Zahlung aufgezinst und dann der Gesamtwert über die Nutzungsdauer ermittelt wird.

Die dynamischen Investitionsrechnungen lassen sich am besten mit Hilfe von Formeln ausführen.

Um zum Beispiel den Kapitalwert zu berechnen, werden diese Informationen benötigt:

  • die Investitionssumme (also die Anschaffungs- und Herstellungskosten)
  • der Cashflow einer jeden Periode der Laufzeit oder der Nutzungsdauer der Investition
  • der Kalkulationszinssatz
  • der Restwert am Ende der Nutzungsdauer

So rechnest du mit der Kapitalwertmethode:

  1. Ermittle den Cashflow einer jeden Periode. Im letzten Zeitraum berücksichtige bitte auch den Restwert der Investition (ergibt sich ein positiver Betrag, so addiere ihn zum Cashflow).
  2. Zinse diesen dann mit dem Kapitalzinssatz ab. Du erhältst den Barwert für jede Periode.
  3. Addiere nun alle errechneten Barwerte, das ist dann der Ertragswert.
  4. Die Differenz aus Ertragswert und Investitionssumme ist dann der Kapitalwert der gesamten Investition.
  5. Beurteile den Kapitalwert: nur bei einem positiven Kapitalwert lohnt sich die Investition!

Die dynamischen Investitionsrechnungen helfen dir also, die Investition auch über die gesamte Nutzungsdauer hinweg zu beurteilen. Die dafür benötigten Informationen stehen in der Regel durch ein gut durchgeführtes Controlling zur Verfügung. Heute unterstützen moderne Softwarelösungen das Management bei der Ausführung der einzelnen Investitionsrechnungen mit Hilfe von Formeln. Ergebnis sind fundierte Investitionsentscheidungen, die konkrete Bedingungen und verschiedene Szenarien berücksichtigen.