Zuschlagskalkulation: Definition, Schema & Beispiele

In der Kosten- und Leistungsrechnung ermittelst du mit Hilfe einer Kalkulation
den anzustrebenden Verkaufspreis für deine Produkte oder Dienstleistungen. Eine beliebte Methode dafür ist die Zuschlagskalkulation. Hier werden die Gemeinkosten des Unternehmens über Zuschläge auf die einzelnen Kostenträger, also die Produkte oder Leistungen, umgelegt.

Kostenarten: Einzelkosten und Gemeinkosten

Grundlage für eine realistische Kalkulation ist eine verursachergerechte Verteilung aller angefallenen Aufwendungen auf die einzelnen Kostenträger des Unternehmens. Dabei wird immer ein bestimmter Zeitraum betrachtet, etwa die Wirtschaftsperiode (ein Jahr) oder ein Quartal oder auch ein Monat. Die Kostenträger (gefertigte Produkte oder Leistungen) sind dabei die Verursacher für die Kosten. Einzelkosten sind leicht zu ermitteln, denn das sind die Kosten, die sich direkt jeder produzierten Einheit zurechnen lassen. Bei Gemeinkosten ist das nicht möglich. Diese allgemeinen Aufwendungen entstehen an verschiedenen Stellen des betrieblichen Leistungsprozesses.

Zuschlagskalkulation – die Definition

Die Zuschlagskalkulation ist ein Verfahren der Vollkostenrechnung, bei der alle Gemeinkosten des Leistungsprozesses mit Hilfe von Zuschlägen auf die Kostenträger verteilt werden. Dazu werden zunächst alle Gemeinkosten erfasst und dann mit Hilfe eines festgelegten Schlüssels (oder Zuschlag in Prozent) auf die Produkte bzw. Dienstleistungen verteilt. Angewendet wird dieses Verfahren sowohl in der Industrie, aber auch im Handwerk oder im Handel. In kleineren Unternehmen mit nur wenigen Produkten genügt ein einfaches Kalkulationsschema. In Betrieben mit vielen unterschiedlichen Leistungen dagegen erfolgt die Zuschlagskalkulation über mehrere Stufen.

Zuschlagskalkulation
Zuschlagskalkulation

Die einstufige Zuschlagskalkulation

Diese recht einfache Kalkulationsmethode wird auch als summarische Zuschlagskalkulation bezeichnet. Als Basis für die Berechnung wählst du den Bereich, der die Gemeinkosten am meisten beeinträchtigt – in materialintensiven Branchen wie der Fertigungsindustrie sind das die Materialkosten, in leistungsorientierten Bereichen die Fertigungskosten.

Beispiel für die summarische Zuschlagskalkulation

Die KLR eines Unternehmens, das nur ein Produkt herstellt, weist aus

  • die insgesamt anfallenden Gemeinkosten in der Periode – 50.000 €
  • die insgesamt anfallenden Einzelkosten in der Periode – 500.000 €
  • Zuschlagssatz: 50.000 € * 100 / 500.000 € = 10 €

Schema der einfachen Zuschlagskalkulation

Materialkosten 30,00 €
+ Fertigungskosten 20,00 €
= Einzelkosten 50,00 €
+ Gemeinkostenzuschlag 10% 5,00 €
= Selbstkosten 55,00 €
+ Gewinnzuschlag 20% 11,00 €
= Verkaufspreis 66,00 €

Die einstufige Kalkulation kommt ohne Kostenstellenrechnung aus, da sie nicht differenziert, wo die Gemeinkosten angefallen sind. Sie eignet sich daher nur für Betriebe mit einem begrenzten Portfolio.

Die zweistufige Zuschlagskalkulation

Je mehr Stufen die Kalkulation aufweist, desto genauer wird sie. Veränderungen von Gemeinkosten können dann besser berücksichtigt werden, die Preiskalkulation ist exakter.

Die zweistufige Zuschlagskalkulation weist die Gemeinkosten sowohl für den Fertigungs- als auch für den Materialbereich aus. Dabei bezieht sich in der Zuschlagskalkulation die Formel für den Zuschlagssatz immer auf die Einzelkosten, wie auch das Schema zeigt:

Materialkosten 30,00 €
+ Materialgemeinkosten-Zuschlagssatz 20% 6,00 €
+ Fertigungskosten 20,00 €
+ Fertigungsgemeinkosten-Zuschlagssatz 50 % 10,00 €
= Herstellkosten bzw. Selbstkosten 66,00 €
+ Gewinnzuschlag 20% 13,20 €
= Verkaufspreis 79,20 €

Diese Methode der Kalkulation differenziert zwischen unterschiedlichen Gemeinkosten nach dem Ort (Kostenstelle), wo sie anfallen. Sie wird daher auch als differenzierende Zuschlagskalkulation bezeichnet.

Die mehrstufige Zuschlagskalkulation

Ein weites Spektrum betrieblicher Leistungen, also etwa eine Vielzahl von produzierten Artikeln in unterschiedlichen Varianten, kann eine mehrstufige Zuschlagskalkulation erforderlich machen. Dieses lässt sich natürlich genau auf die Bedürfnisse des Unternehmens anpassen. Voraussetzung ist allerdings eine exakte Erfassung aller Gemeinkosten sowie ihre Verteilung auf die einzelnen Kostenstellen. Bei der Beantwortung der Frage „Wo fallen welche Gemeinkosten in welcher Höhe an und welche Kostenstellen profitieren noch davon?“ hilft dir ein Betriebsabrechnungsbogen. Er unterstützt die Kostenrechner auch bei der innerbetrieblichen Weiterberechnung von Kosten.

Schema für eine mehrstufige Zuschlagskalkulation eines Fertigungsbetriebes könnte so aussehen:

Materialkosten 30,00 €
+ Materialgemeinkosten-Zuschlagssatz 20% 6,00 €
+ Fertigungskosten 20,00 €
+ Fertigungsgemeinkosten-Zuschlagssatz 50 % 10,00 €
+ Sondereinzelkosten der Fertigung 10,00 €
+ Maschinenkosten 4,00 €
= Herstellkosten 80,00 €
+ Verwaltungsgemeinkosten-Zuschlagssatz 20% 16,00 €
+ Vertriebsgemeinkosten-Zuschlagssatz 5% 4,00 €
= Selbstkosten 100,00 €
+ Gewinnzuschlag 20% 20,00 €
= Barverkaufspreis 120,00 €

Berechnungsgrundlage für die Zuschlagssätze ist dabei immer die letzte Zwischensumme – für die Verwaltungs- und auch die Vertriebsgemeinkosten also die Herstellkosten insgesamt. Manchmal werden diese beiden Zuschläge unter einer Position zusammengefasst.

Grenzen der Zuschlagskalkulation

Sowohl die summarische als auch die differenzierende Zuschlagskalkulation sind Verfahren der Vollkostenrechnung – hier sind die Unternehmen bestrebt, tatsächlich alle Kosten zu berücksichtigen und Verkaufspreise zu ermitteln, die diese Aufwendungen vollständig decken. Die Realität im betrieblichen Alltag sieht oft anders aus. So kann ein Konkurrent etwa ein ähnliches Produkt günstiger anbieten und das Unternehmen so zwingen, einen ähnlichen Verkaufspreis festzulegen. Bei der Entscheidung, ob das Sortiment verändert wird oder andere Gegenmaßnahmen ergriffen werden, ist die Teilkostenrechnung dann die bessere Variante der Kalkulation. So kannst du zum Beispiel mit einer Deckungsbeitragsrechnung ermitteln, welchen Anteil jeder Artikel an der Deckung deiner Gemeinkosten trägt, welche Artikel du daher unbedingt im Angebot behalten solltest und auf welche du verzichten kannst.

Außerdem unterstellt der Zuschlag der Gemeinkosten auf die jeweiligen Einzelkosten, dass sie von ihnen auch verursacht worden sind. So basieren sie immer auf einer bestimmten Menge von Einzelkosten:

Bei Kalkulation des Zuschlagskostensatzes des Materials:

  • 100 Einheiten, Materialeinzelkosten: 25.000 €
  • Wert je Einheit: 250 €
  • Angefallene Gemeinkosten: 5.000 €
  • Zuschlagssatz Materialgemeinkosten: 20 %

Tatsächliche Werte bei einer verminderten Fertigung:

  • 50 gefertigte Einheiten à 250 €: 12.500 €
  • Gemeinkostenzuschlag 20%: 2.500 €
  • Tatsächlich angefallene Gemeinkosten: 4.000 €

Da sich die Gemeinkosten nicht prozentual zu den Einzelkosten verhalten, kann die geringere Stückzahl in der Fertigung die tatsächlichen Gemeinkosten nicht decken. Es kommt zu einer Unterdeckung in Höhe von 1.500 €.

Tatsächliche Werte bei einer erhöhten Fertigung:

  • 150 gefertigte Einheiten à 250 €: 37.500 €
  • Gemeinkostenzuschlag 20%: 7.500 €
  • Tatsächlich angefallene Gemeinkosten: 6.000 €

Hier kommt es zu einer Überdeckung von 1.500 €.

Die Möglichkeiten der Zuschlagskostenkalkulation sind also begrenzt. Im betrieblichen Alltag wird sie heute oft nur noch zu Kontrollzwecken eingesetzt. Sie ist aber eine gute Ergänzung für andere Kalkulationsverfahren.