Einzelkosten: Definition, Beispiele & Berechnung

Gemein- und Einzelkosten sind Begriffe aus der betrieblichen Kosten- und Leistungsrechnung. Sie spielen sowohl bei der Kalkulation von Preisen als auch im Controlling eine wesentliche Rolle.

Einzelkosten – die Definition

Einzelkosten innerhalb des betrieblichen Leistungsprozesses sind all die Kosten, die einem Kostenträger direkt zugeordnet werden können. Im Englischen werden sie daher auch als „direct costs“ bezeichnet. Als Kostenträger werden dabei die jeweiligen Produkte bzw. Dienstleistungen betrachtet, die das Unternehmen herstellt oder leistet. Einzelkosten entstehen also tatsächlich je Mengeneinheit, also je produziertem Stück oder je geförderter Tonne oder auch je geleisteter Stunde. Sie sind immer variabel – erfolgt keine Leistungserbringung, fallen die Einzelkosten nicht an.

Zu den typischen Einzelkosten zählen

  • die Materialeinzelkosten
  • die Fertigungseinzelkosten.
Typische Einzelkosten
Typische Einzelkosten

Die Materialeinzelkosten kannst du meist mit Hilfe von Stücklisten und Einkaufspreisen recht eindeutig ermitteln. Für die Berechnung der Einzelkosten in der Fertigung musst du verschiedene Positionen berücksichtigen. Für einige sind Vorberechnungen notwendig. Dazu gehören die Löhne für die Mitarbeiter, die direkt an der Leistungserbringung beteiligt sind. Berücksichtige hier den Bruttolohn und auch die Beiträge des Arbeitgebers zur Sozialversicherung. Außerdem zählen die Maschinenkosten zu den Einzelkosten. Am besten errechnest du hier einen Maschinenstundensatz, der alle Kosten je Stunde (also auch die Abschreibung, die Versicherung, die Energiekosten, etc.) berücksichtigt. Diesen brauchst du dann nur noch mit der Dauer der Fertigung je Einheit multiplizieren.

Die entscheidende Frage bei der Berechnung der Einzelkosten ist also immer, ob sie direkt zurechenbar sind.

Beispiel für die Berechnung von Einzelkosten

Ein Hersteller für Fahrräder kauft bei seinem Lieferanten Ketten für den Antrieb, für die Lieferung von 1.000 Stück fallen Ausgaben von 5.000 Euro an. Der Transport kostet 50 Euro. Die Ketten werden bei der Montage von Mountainbikes verbaut, jeweils 1 Stück pro Rad. Damit sind Kosten in Höhe von 5.050 Euro genau dem Kostenträger „Mountainbike“ zurechenbar. Sie gehören zu den Einzelkosten der Fertigung, noch genauer zu den Materialeinzelkosten. In unserem Beispiel sind das je Mountainbike 5,05 Euro. Völlig unvorhergesehen kann das Unternehmen nur noch 500 Mountainbikes verkaufen, mehr montiert es daher auch nicht. Damit bleiben 500 Ketten im Lager, sie werden auch nicht in der Kostenträgerrechnung berücksichtigt.

Weitere Beispiele für Einzelkosten

Direkt zurechenbare Kosten entstehen etwa

– in einer Tischlerei bei der Herstellung eines Möbels:

  • das verwendete Holz
  • die bei der Montage verwendeten Schrauben, Dübel, Beschläge
  • der (kalkulierte) Arbeitslohn des selbständigen Handwerkers während der Fertigung
  • der extra für das Möbelstück eingekaufte Speziallack
  • die Kosten für den Transport zum Kunden, wenn keine anderen Möbel ausgeliefert worden sind

– bei der Erbringung einer Dienstleistung in der Reinigungsbranche:

  • der Arbeitslohn für die Fachkraft einschließlich der Arbeitgeberkosten
  • die Miete eines Spezialgerätes für den Auftrag, z.B. die Arbeitsbühne für eine
    Fassadenreinigung

– im industriellen Fertigungsprozess auch für eine größere Mengeneinheit, z. b. für 100 Stück

  • das eingesetzte Material einschließlich Kleinteilen, wenn sie mengenmäßig genau zuordnet werden können
  • die Stücklöhne der Mitarbeiter der Produktion einschließlich der Arbeitgeberkosten
  • der Maschinenstunden-Kostensatz der eingesetzten Geräte.

Das Schema der Kostenträgerrechnung im Bereich der Herstellkosten

Die betriebliche Kostenrechnung, die für die Steuerung und Planung von Unternehmen und deren Leistungserbringung sehr wichtig ist, deckt Abweichungen zwischen Soll und Ist auf. Außerdem ermittelt sie Ursachen und schlägt entsprechende Korrekturmaßnahmen vor. Herstellkosten, und damit auch die Einzelkosten, werden daher ständig analysiert. Mit Hilfe der Kostenträgerrechnung erfolgt eine Verteilung der angefallenden Kosten auf die einzelnen Produkte und Leistungen nach diesem Schema:

+ Materialeinzelkosten
+ Materialgemeinkosten
= Materialkosten
+ Fertigungseinzelkosten
+ Fertigungsgemeinkosten
+ Fertigungskosten
= Herstellkosten

Der Unterschied zwischen Einzelkosten und Gemeinkosten

Möchtest du in der Kosten- und Leistungsrechnung mit einer Vollkostenrechnung alle Kosten auf die Einzelprodukte verteilen, so unterscheidest du zwischen Einzel- und Gemeinkosten. Einzelkosten lassen sich direkt auf die einzelnen Produkte oder Leistungen verrechnen – alle anderen Kosten werden den Gemeinkosten des Unternehmens zugeordnet. Diese Kosten zählen zu den Fixkosten, da sie auch übernommen werden müssen, wenn keine Leistung erstellt wird. Eine Berechnung je geleisteter Einheit ist also nicht möglich. Gelöst wird dieses Problem mit Gemeinkostenzuschlägen je Position. Die Berücksichtigung dieser Zuschläge gewährleistet, dass jede gefertigte Einheit einen Beitrag zur Übernahme der Gemeinkosten leistet.

Typische Gemeinkosten sind

  • die Gehälter von Meistern oder Gruppenleitern in der Fertigung
  • Energiekosten für die allgemeine Beleuchtung und Heizung
  • Kosten für den Fuhrpark
  • Beiträge für allgemeine Versicherungen
  • Mieten und Leasingraten
  • Zinsen und Abschreibungen, soweit sie nicht im Maschinenstundensatz berücksichtigt sind.

Der oben schon genannte Hersteller von Fahrrädern kann seine Gemeinkosten in der Montage, aber auch seine Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten nicht für jedes einzelne Stück genau berechnen. Das Rechnungswesen ermittelt daher die Gesamtkosten, die Kosten- und Leistungsrechnung legt den Zuschlagssatz für jede Position in der Kostenrechnung fest. Im Ergebnis trägt jedes produzierte Rad seinen Teil zur Deckung dieser Kosten bei. Zu den Gemeinkosten des Unternehmens zählen zum Beispiel

  • das Gehalt des Produktionsleiters
  • die Ausgaben für das Lager, auch für abzuschreibende Vorräte
  • Betriebsstoffe wie Öle oder Schmierstoffe, die in der gesamten Fertigung benötigt werden
  • Marketingkosten
  • Gehälter für das Management und die Verwaltungsmitarbeiter
  • Kosten für alle anderen Geräte, das IT-System und den Fuhrpark, auch die Zinsen für Kredite sowie die Abschreibung dafür
  • die (kalkulatorische) Miete.

Entscheidet sich das Unternehmen etwa, die 500 Ketten abzuschreiben, die nicht mehr für die Produktion benötigt werden, so werden diese Teil der Gemeinkosten.

Der Radhersteller errechnet die Selbstkosten für ein Mountainbike:

Materialeinzelkosten 120,00 €
+ Materialgemeinkosten 20% 24,00 €
(= Materialkosten 144,00 €)
+ Fertigungseinzelkosten 40,00 €
+ Fertigungsgemeinkosten 30% 12,00 €
(= Fertigungskosten 52,00 €)
= Herstellkosten = 196,00 €
+Verwaltungsgemeinkosten 20% 39,20 €
+ Vertriebsgemeinkosten 10% 19,60 €
= Selbstkosten = 254,80 €

Diesen Preis muss jedes Mountainbike erzielen, um die laufenden Kosten zu decken – vorausgesetzt, die geplanten Stückzahlen werden auch verkauft.