Beteiligungscontrolling: Aufgaben, Kennzahlen & Instrumente

Weltweit wächst die Vernetzung der Wirtschaft seit mehreren Jahrzehnten. So werden die Beziehungen und auch die Abhängigkeiten zwischen den Unternehmen immer enger. Sicher kennst auch du große Unternehmen, die an (mehreren) anderen Gesellschaften beteiligt sind, um ihre eigenen Ziele besser zu verwirklichen. Für die Überwachung und die Steuerung ihrer Beteiligungen lohnt sich die Installation eines speziellen Beteiligungscontrollings.

Beteiligungen am Unternehmen

An Personen- oder Kapitalgesellschaft können sich verschiedene juristische und natürliche Personen beteiligen. Dazu musst du eine Kapitaleinlage leisten, also entweder eine Geld- oder auch eine Sachleistung erbringen. So begründet sich eine Mitgliedschaft an der Gesellschaft, die für dich mit Rechten und Pflichten verbunden ist. Besonders interessant sind die Teilhabe an der Gewinn- und Verlustverteilung des Unternehmens sowie die Mitspracherechte. Zu den wichtigsten Arten von Beteiligungen zählen Gesellschafts- oder Genossenschaftsanteile, Aktien und Kapitaleinlagen.

Beteiligungen sind mehr als reine Investments

Direkte Investments in Unternehmen sind heute eine beliebte Form der Geldanlage. Eine Beteiligung an einer Gesellschaft ist jedoch nicht mit der Hingabe eines Darlehens zu vergleichen. Bei einer Kreditvergabe vereinbarst du in der Regel im Vertrag die Laufzeit des Investments und deine Entlohnung, also die Verzinsung. Beteiligst du dich dagegen, dient es der langfristigen Finanzierung der Geschäftstätigkeit. Deine Einlage verbleibt über viele Jahre im Unternehmen. Als Geldgeber bist du am Erfolg der Unternehmung beteiligt – das ist besonders risikoreich, da du natürlich auch Verluste mit übernehmen musst. Dafür erhältst du als Beteiligter aber auch ein Mitspracherecht. Um zu prüfen, ob in deiner Beteiligung alles gut läuft, forderst du regelmäßig einen Bericht an – du controllst deine Beteiligung.

Mit dem Beteiligungscontrolling die Aktivitäten steuern

Als Ziel einer Beteiligung an einem Unternehmen wird zuerst die Gewinnabsicht genannt. Als Investor möchtest du, dass der Wert des Unternehmens steigt, dann kannst du die Beteiligung mit Gewinn verkaufen. Zusätzlich schöpfst du in der Regel einen bestimmten Teil der laufenden Gewinne aus der Beteiligung ab. Außerdem nimmst du deine Mitspracherechte wahr, um deine eigenen Interessen im Sinne deines Unternehmens durchzusetzen. So ist es heute durchaus üblich, dass sich Betriebe an ihren Zulieferern beteiligen, um dort Strategien und zukunftsweisende Entscheidungen mitgestalten zu können. Außerdem nutzen sie Synergieeffekte, wie die Entwicklung gemeinsamer Produktplattformen, die Bündelung von Einkaufsbemühungen oder den Aufbau gemeinsamer Verwaltungsstrukturen. Damit werden vor allem Kosten gespart. Das Beteiligungscontrolling soll die Aktivitäten im Beteiligungsunternehmen überwachen und koordinieren und die Ergebnisse in geeigneter Form präsentieren. In der Regel berichtet es direkt an die Unternehmensleitung.

Die Aufgaben im Controlling von Beteiligungen

Beteiligungscontroller beginnen ihre Tätigkeit bei der Bewertung von Unternehmen, an denen man sich beteiligen möchte. Später beurteilt das Controlling, wie sich die Beteiligung entwickelt. Hier geht es zum einen um den Wert des Beteiligungsunternehmens selbst als auch um seine geschäftlichen Fortschritte. Regelmäßig werden seine Chancen und Risiken betrachtet. Das Beteiligungscontrolling steuert alle Beteiligungen und stimmt die Aktivitäten aufeinander ab. Es begleitet auch den Verkaufsprozess einer Beteiligung. Daraus ergibt sich eine Vielzahl von Aufgaben:

Information

Das Beteiligungscontrolling entwirft ein Informationssystem, mit dem die Kommunikation zwischen der Geschäftsleitung und den beteiligten Partnern organisiert wird. So werden die Daten ausgewählt, die einen Überblick über die Aktivitäten gewährleisten und der Zeitpunkt bestimmt, wann sie vorzulegen sind.

Planung

Die Ausrichtung der Ziele des beteiligten Betriebes am Gesamtziel des Unternehmens ist eine der wichtigsten Aufgaben des Beteiligungscontrollings. Hierzu müssen die Ergebnis- und Finanzziele genau abgestimmt werden. Auf diesen Grundlagen erstellt das Controlling gemeinsame mittel- und langfristige Planungen.

Moderation

Ergebnisse und Planungen sind nicht immer sofort erkennbar, gerade dann, wenn unterschiedliche Buchführungs- oder Controllingsysteme verwendet werden oder wenn internationale Betriebe eingebunden sind. Die Übersetzung der Zahlen in das unternehmenseigene Reporting gehört zu den Aufgaben der Abteilung. Beteiligungscontroller müssen ihre Arbeit so präsentieren, dass sowohl ihre Vorgesetzten als auch die Leitung des beteiligten Unternehmens sie verstehen.

Kontrolle

Grundlage für ein einheitliches Controlling sind gemeinsame Standards im Rechnungswesen, die möglicherweise auch erst angepasst werden müssen. Durch die ständige Prüfung der Daten und den Abgleich mit den ausgegebenen Zielen werden im Controlling Abweichungen zeitnah erkannt. Die Abteilung erarbeitet dann erste Gegenmaßnahmen und entwirft verschiedene Szenarien, die das Management zur Überwindung der Probleme nutzt.

Service

Eine unterstützende Funktion übernimmt das Beteiligungscontrolling in der täglichen Arbeit, zum Beispiel bei der Erstellung der Jahresabschlüsse oder der Abstimmung des Rechnungswesens aller beteiligten Betriebe.

Anpassung und Integration

Nach dem Erwerb einer Beteiligung muss das „neue“ Unternehmen in die eigenen Strukturen integriert werden. Es gilt, alle Abläufe und Strukturen aufeinander abzustimmen und zu vereinheitlichen. Dazu zählen auch die Methoden sowie die Reportingsysteme, die im Beteiligungscontrolling verwendet werden.

Aufgaben des Beteiligungscontrollings
Aufgaben des Beteiligungscontrollings

Die Instrumente des Beteiligungscontrollings

Als Teil des Gesamtprozesses im Unternehmen wendet das Beteiligungscontrolling ähnliche Methoden an wie das allgemeine Controlling. Die wichtigsten Instrumente sind hier

  • das Reporting mit Hilfe der Jahresabschlüsse, betriebswirtschaftlicher Auswertungen sowie ausgewählter Kennzahlen
  • die Nutzung wertorientierter Steuerungsansätze durch Kennzahlensysteme wie der
    Balanced Scorecard, der Economic Value Added (EVA) oder der Cash Value Added – üblich sind auch Wettbewerbsanalysen, Performancemessungen oder die Ermittlung des Cash Flow und des Return on Investment
  • die enge Verflechtung des Personals, zum Beispiel mit einer Doppelvorstandschaft oder die Übernahme der Verwaltungsrats-Vorsitzes bei der Beteiligung durch ein Vorstandsmitglied des Unternehmens.

Kennzahlen ermitteln den Erfolg der Beteiligung

Wenn du wissen willst, wie erfolgreich das Unternehmen wirtschaftet, an denen du beteiligt bist, so informiere dich regelmäßig über den Geschäftsverlauf. Große Unternehmen sind verpflichtet, ihre Jahresabschlüsse und Geschäftsberichte zu veröffentlichen. Unterjährig informieren betriebswirtschaftliche Auswertungen über Gewinn- und Verlust einer Periode. Eine Summen- und Saldenliste gibt einen Überblick über alle Sachkonten der Bilanz. Dank moderner Software im Rechnungswesen ist es heute auch kein Problem, Zwischenbilanzen zu erzeugen. So wird eine Bilanzanalyse und die Ermittlung der wesentlichen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen auch zu festgelegten Stichtagen möglich. Lege in einem Kennzahlensystem einheitlich fest, welche Zahlen du auswerten willst. Hier einige Beispiele:

Erfolgskennzahlen

a) Gewinn der Vergleichsperiode

b) Rentabilität

  • Eigenkapitalrendite: Gewinn des Jahres / Eigenkapital * 100
  • Umsatzrendite: Gewinn des Jahres / Umsatz * 100
  • Gesamtrendite: Gewinn des Jahres / Gesamtkapital * 100

c) Liquidität

  • Liquidität 1. Grades: flüssige Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten * 100
  • Liquidität 2. Grades: flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen / kurzfristige Verbindlichkeiten * 100
  • Liquidität 3. Grades: flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen + Vorräte / kurzfristige Verbindlichkeiten * 100

d) Finanzierung

  • Anlagendeckungsgrad I: Eigenkapital / Anlagevermögen * 100
  • Anlagendeckungsgrad II: Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital / Anlagevermögen * 100
  • Working Capital: Umlaufvermögen – kurzfristige Verbindlichkeiten

Kennzahlen der Bilanzstruktur

Zusammensetzung des Vermögens

  • Eigenkapitalquote: Eigenkapital / Gesamtkapital * 100
  • Verschuldungsgrad: Fremdkapital / Gesamtkapital * 100
  • Anlagenintensität: Anlagevermögen / Gesamtkapital * 100

Kennzahlen zur Personalentwicklung

  • Anzahl der produktiv Beschäftigten
  • Lohnkosten je Mitarbeiter
  • Krankenstand

Wertorientierte Steuerungsansätze im Beteiligungscontrolling

Für das Beteiligungscontrolling eignen sich bereits fest definierte Kennzahlensysteme gut. Sie betrachten sowohl Rentabilitäts- als auch Liquiditätskennzahlen und unterstützen dich bei der Planung der Beteiligungen. Lege vorher Zielwerte für diese Kennzahlen fest und kontrolliere quartalsmäßig oder jährlich den Erfolg. Ein Beispiel dafür ist das Konzept der Balanced Scorecard.

Balanced Scorecard

Dieses noch junge Instrument im Controlling verknüpft klassische Finanzkennzahlen mit nicht-monetären Informationen, um so mehrere Perspektiven zu berücksichtigen. Das soll zu einem ausgewogenen Blick auf alle Bereiche des Unternehmens führen und so eine bessere Ausrichtung auf die Ziele des Geschäfts ermöglichen. Eine Balanced Scorecard erfasst

  • die Finanzperspektive: Ziel und Kennzahlen der Rentabilität, Finanzierung und Liquidität…
  • die Kundenperspektive: Ziel und Daten für Anzahl von Kunden, Wert je Auftrag, Kundenzufriedenheit…
  • die Prozessperspektive: Ziel und Kennzahlen für Produktivität, Durchlaufzeit, Qualitätsgüte…
  • die Mitarbeiterperspektive: Ziel und Informationen zum Potenzial der Mitarbeiter, ihrer Weiterentwicklung, ihrer Zufriedenheit…