Umschlagshäufigkeit: Definition, Formel & Berechnung

Die Kennzahl Umschlagshäufigkeit spielt in erster Linie für die betriebliche Lagerhaltung, die Produktion und die Beschaffung eine große Rolle. Wird sie regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls optimiert, wirkt sich das auf Umsatzerlöse und Gewinne positiv aus.

Umschlagshäufigkeit: Definition & Erklärung

Die Umschlagshäufigkeit (Lagerumschlagshäufigkeit, Lagerumschlag) ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, die sich auf die Bereiche Fertigung und Logistik bezieht. Sie gibt an, wie oft der Lagerbestand eines Unternehmens innerhalb eines bestimmten Zeitraums verkauft oder verbraucht und danach ersetzt wurde. Außer für den gesamten Lagerbestand kann sie für bestimmte Lagergüter berechnet werden. In diesem Fall besagt die Umschlagshäufigkeit, wie oft der Artikel pro Zeiteinheit umgesetzt wird. Bezugszeitraum für die Kennzahl ist in der Regel ein Jahr (360 Tage). Der Lagerumschlag dient dem Betrieb zur Ermittlung der optimalen Einkaufsstrategie.

Daher musst du nicht nur in Erfahrung bringen, wie hoch die Umschlagshäufigkeit für alle deine Vorräte ist. Du benötigst darüber hinaus Kennzahlen für die einzelnen Warengruppen und Artikel. Dies ist nicht nur für die Feststellung der Umschlagshäufigkeit im Einzelhandel wichtig, sondern für sämtliche Branchen, in denen Lagerhaltung betrieben wird. Unternehmen mit einem besonders hohen Warenumschlag sind zum Beispiel Discounter. Juweliere haben dagegen eine niedrige Umschlagshäufigkeit.

Neben der Umschlagshäufigkeit bezogen auf Vorräte gibt es noch die Kapitalumschlagshäufigkeit. Sie gibt an, wie oft dein eingesetztes Kapital über deine Umsatzerlöse zurückgeflossen ist. Diese Kennzahl sagt dir, wie produktiv du dein Kapital verwendest.

Bedeutung der Umschlagshäufigkeit für den Betrieb

Jedes Unternehmen verfolgt das Ziel, eine möglichst hohe Umschlagshäufigkeit und damit kurze Lagerdauer zu erreichen. Setzt du deine Waren häufig und in großer Anzahl um, erzielst du höhere Umsatzerlöse. Außerdem kannst du den frei gewordenen Lagerplatz für deine Nachbestellung nutzen und neue Artikel in dein Sortiment aufnehmen. Eine hohe Umschlagshäufigkeit lässt in der Regel auch auf eine hohe Produktivität schließen. Eine durchschnittliche Umschlagshäufigkeit ist zwar nicht problematisch, sollte aber durch bestimmte Maßnahmen verbessert werden. Produkte, von denen weniger als 50 % während des Bezugszeitraums verkauft werden (Lagerumschlag 0,5 und geringer), bezeichnet man als Ladenhüter. Sie sollten möglichst bald aus deinem Lager entfernt werden.

Eine niedrige Umschlagshäufigkeit ist für dein Unternehmen ungünstig. Sie bindet übermäßig viel Kapital und erhöht deine Lagerkosten. Ist dein Kapital in Lagerware gebunden, steht es dir nicht mehr für wichtige Investitionen und zur Optimierung deiner Gewinne zur Verfügung. Deine Liquidität ist reduziert, sodass du deine Rechnungen erst später bezahlen und dadurch keine Zinskosten einsparen kannst. Hast du nicht so viele Waren auf Lager, sparst du nicht nur Platz ein, sondern auch die Kosten für die Warenpflege. Eine hohe Umschlagshäufigkeit ist außerdem mit niedrigeren Lagerrisiken verbunden. Zu diesen zählen beispielsweise Verderb und Diebstahl.

Doch noch aus einem weiteren Grund sollte der Warenumschlag möglichst hoch sein: Er ist eines der Kriterien, das Rating-Agenturen bei der Bewertung der Bonität von Unternehmen anwenden. Und von einer guten Bonität hängt letztlich die Bereitschaft potenzieller Geldgeber ab, zinsgünstige Kredite zu vergeben.

Wann die Umschlagshäufigkeit vernachlässigt werden kann

Doch nicht alle Lagergüter, die nicht so oft verkauft werden, wirken sich negativ aus: Bei manchen ist es sogar sinnvoll, sie dauerhaft vorrätig zu haben. Das gilt beispielsweise für seltene Ersatzteile für Fahrzeuge und industrielle Anlagen und für schwer zu beschaffende Produkte. Eine Ausnahme stellen auch Artikel dar, deren Wert zukünftig steigen wird (alte Weine) und solche, bei denen eine Preiserhöhung ansteht. Außerdem ist es angebracht, zusätzlich Artikel mit einer Umschlagshäufigkeit von weniger als 0,5 auf Lager zu haben, wenn sie für deine Fertigung unverzichtbar sind. Einen von Hause aus geringen Warenumschlag weisen Veredelungslager auf. Bei ihnen erfolgt die Lagerung zum Zweck der Reifung beziehungsweise Qualitätsverbesserung. Derartige Lager können ebenfalls bei der Berechnung der Kennzahl vernachlässigt werden.

Berechnung der Umschlagshäufigkeit

Die Umschlagshäufigkeit kannst du recht leicht ermitteln. Allerdings gibt es neben der Grundformel

Umschlagshäufigkeit = Umsatzerlöse / durchschnittliches Gesamtkapital

Formel: Umschlagshäufigkeit
Formel: Umschlagshäufigkeit

noch weitere Formeln. Hast du beispielsweise jährliche Umsatzerlöse in Höhe von 250.000 Euro und sind durchschnittlich 50.000 Euro in deinem Lagerbestand gebunden, beträgt deine Umschlagshäufigkeit 5 (250.000 / 50.000). Das bedeutet, dass deine Vorräte fünfmal pro Jahr erneuert werden.

Darüber hinaus kannst du die Kennzahl auch mithilfe des durchschnittlichen Lagerbestandes und der Lagerabgänge errechnen. In diesem Fall lautet die Formel für die Umschlagshäufigkeit:

Umschlagshäufigkeit = Lagerabgänge pro Zeiteinheit / durchschnittlichen Lagerbestand

Alternative Formel: Umschlagshäufigkeit
Alternative Formel: Umschlagshäufigkeit

Den durchschnittlichen Lagerbestand errechnest du folgendermaßen:

Durchschnittlicher Lagerbestand = (Lageranfangsbestand + Lagerendbestand) / 2

Beispiel: Du hast innerhalb des letzten Jahres 2.000 Kaffeemaschinen des Typs XYZ verkauft. Der durchschnittliche Bestand lag bei 800 Stück. Diesen hast du 2,5-mal (2.000 / 800) umgesetzt.

Kennst du die durchschnittliche Lagerdauer eines bestimmten Lagerguts, kannst du die Umschlagshäufigkeit wie folgt berechnen:

Lagerumschlag = Zeiteinheit / durchschnittliche Lagerdauer

Weißt du, dass die Warengruppe Ritzel im Durchschnitt 60 Tage lang vorrätig war, beträgt deine Umschlagshäufigkeit 6 (360 Tage / 60 Tage).

Mit diesen Maßnahmen kannst du die Umschlagshäufigkeit erhöhen

Ist die Umschlagshäufigkeit in deinem Lager niedrig, hast du mehrere Möglichkeiten, sie zu verbessern. Du

  • verringerst deinen Mindestbestand. Du wählst Lieferanten mit kürzeren Lieferzeiten, sodass du trotz niedrigerer Lagermengen keine Nachschubprobleme bekommst.
  • führst die Just-in-time-Belieferung ein. In diesem Fall erhältst du alle Materialien, die du für die Produktion benötigst, erst kurz vor Fertigungsbeginn.
  • veränderst dein Sortiment. Mit attraktiven neuen Angeboten ziehst du mehr Kunden an. Sie wiederum erhöhen die Umschlagshäufigkeit der jeweiligen Artikel.
  • überprüfst deine Lagerbestände in regelmäßigen Abständen. So findest du heraus, welche Artikel veraltet oder entbehrlich sind und kannst sie als Aktionsware verkaufen.
  • verteilst die Anzahl deiner A-, B- und C-Artikel bei derselben Anzahl von Bestellungen pro Jahr neu.
  • verwendest eine Software, die dein Bestandsmanagement optimiert. Damit erhält dein Warenwirtschafts- oder ERP-System beispielsweise automatisch Vorschläge für Verkaufsaktionen und Prognosen auf der Basis von Echtzeitdaten.