Wörtlich übersetzt bedeutet der englische Begriff „Return on Investment“ Kapitalrendite. Der gern mit ROI abgekürzte Wert gehört zu den häufig genutzten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen innerhalb des Controllings. Dabei geht es immer um das Verhältnis zwischen dem Gewinn einer Investition und dem dafür eingesetzten Kapital. Das kann sich auf das gesamte Unternehmen beziehen, aber auch auf einzelne Teilbereiche.
Die Bedeutung des ROI
Jede unternehmerische Tätigkeit dient der Gewinnerzielung. Dafür setzen Eigentümer bestimmte finanzielle Mittel (das müssen nicht immer ihre eigenen sein) ein – und erwarten im Gegenzug eine gewisse Verzinsung, auch Rendite genannt. Nur so vermehrt sich das genutzte Kapital. Return on Investment kannst du daher auch als Kapitalrentabilität, Kapitalrendite oder Kapitalverzinsung bezeichnen. Diese Kennzahl beantwortet die Frage, wie sich eine Investition (Kapitaleinsatz) lohnt, also ob sie rentabel ist.
Die Definition des ROI und seine Berechnung
Der Return on Investment ist das prozentuale Verhältnis zwischen dem Gewinn (oder dem Erfolg) einer Investition und dem dafür eingesetzten Kapital. Er kann mit verschiedenen Formeln berechnet werden. Ganz allgemein wird diese Berechnung genutzt:
ROI = Erfolg / Kapitaleinsatz * 100
Beispiele für die Berechnung des ROI
Ein Unternehmen, das Kühlgeräte für Endverbraucher herstellt, prüft die Einführung eines Online-Shops. Dafür muss der Internetauftritt modernisiert sowie die entsprechende Software eingebunden werden. Außerdem sind weitere Arbeitsplätze im Kundendienst sowie in der Logistikabteilung notwendig. Für die Einführung des Webshops und die Überbrückung der Anlaufphase soll ein zusätzliches Darlehen in Höhe von 500.000 Euro aufgenommen werden. Nach einer umfangreichen Marktanalyse rechnet das Unternehmen mit einer Steigerung des Umsatzes um 300.000 Euro jährlich. Nach Abzug aller notwendigen Kosten bleibt davon ein Gewinn von 30.000 Euro übrig.
ROI = 30.000 Euro / 500.000 € * 100 = 6 %
Damit lohnt sich die Investition, sie ist rentabel.
Doch für aussagekräftige Analysen der Geschäftstätigkeit einer Unternehmung ist solch eine Berechnung des ROI nicht geeignet. Die Ermittlung der Rentabilität für jede einzelne Anlage wäre viel zu aufwendig. Wenn du für Eigentümer, Beteiligte und Kreditgeber als Controller tätig bist und die Zahlen des Betriebes auswerten sollst, so ist vor allem die Rentabilität der eigentlichen betrieblichen Tätigkeit interessant. In der doppelten Buchführung werden alle dafür benötigten Informationen durch die Verbuchung auf den richtigen Sachkonten erfasst und in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) wird dann das sogenannte Betriebsergebnis ermittelt. Auch bei der Ermittlung des ROI sollten außerordentliche oder auch betriebsfremde Ereignisse unberücksichtigt bleiben. Für Controller bietet es sich daher an, auf betriebswirtschaftliche Kennzahlen zuzugreifen, die auf der Grundlage der Informationen aus dem Rechnungswesen bereits berechnet worden sind. Sie ermitteln den ROI mit dieser Formel:
ROI = Umsatzrendite * Häufigkeit des Kapitalumschlags
Die Aussagekraft der Umsatzrendite
Die Umsatzrendite ist das Verhältnis zwischen dem Gewinn und dem Umsatz des Unternehmens. Herangezogen wird jedoch nicht der in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesene Erfolg des Geschäftes, sondern ein bereinigtes Ergebnis. Dafür wird vom jährlichen Umsatz die Summe aller betrieblichen Kosten abgezogen. Die sonstigen Erträge und Aufwendungen bleiben unberücksichtigt:
Umsatzrendite = betrieblicher Gewinn / Umsatz * 100
Dazu ein Beispiel:
Ein Unternehmen des Maschinenbaus weist in seiner GuV Umsatzerlöse und eine Bestandserhöhung fertiger und unfertiger Erzeugnisse mit einem Gesamtbetrag von 15 Millionen Euro aus. Als betriebliche Kosten steht eine Summe von 13,5 Millionen Euro in den Büchern.
Der Erfolg der betrieblichen Tätigkeit beträgt dann:
Gewinn = 15 Millionen Euro – 13,5 Millionen Euro = 1,5 Millionen Euro
Die Umsatzrendite errechnet sich dann:
Umsatzrendite = 1,5 Millionen Euro / 15 Millionen Euro * 100 = 10 %
Das heißt auch, dass von jedem verdienten Euro 10 Cent als betrieblicher Gewinn übrig bleiben.
Die Aussagekraft der Kapitalumschlagshäufigkeit
Wie oft das in der Unternehmung eingesetzte Kapital innerhalb eines Jahres durch den Umsatz umgeschlagen wird, drückt die Kennzahl „Umschlagshäufigkeit des Kapitals“ aus. Für ihre Berechnung wird der Quotient aus dem Umsatz und dem Gesamtkapital des Unternehmens ermittelt:
Kapitalumschlagshäufigkeit = Umsatzerlöse / Gesamtkapital
Berücksichtigt wird damit sowohl das durch die Eigentümer bzw. durch die Beteiligten eingesetzte Eigenkapital als auch das aufgenommene Fremdkapital.
Der oben schon genannte Maschinenbauer weist in seiner Jahresbilanz ein Gesamtkapital von 12 Millionen Euro aus.
Kapitalumschlagshäufigkeit = 15 Millionen Euro / 12 Millionen Euro = 1,25
Der Return on Investment lässt sich dann wie folgt errechnen:
ROI = Umsatzrendite 10 % * Häufigkeit des Kapitalumschlags 1,25 = 12,5 %
Dieses Ergebnis erhältst du auch, wenn du die allgemeine Formel für die Berechnung des ROI nutzt:
ROI = Erfolg (Betrieblicher Gewinn) / Kapitaleinsatz * 100
= 1,5 Millionen Euro / 12 Millionen Euro * 100 = 12,5 %
Der betriebliche Gewinn wird jedoch in der Bilanz so nicht ausgewiesen, daher wird in der Praxis die Berechnung über die bereits ermittelten Finanzkennzahlen durchgeführt.
Das Unternehmen unseres Beispiels arbeitet erfolgreich und erwirtschaftet Gewinne. Im Betrachtungszeitraum konnte ein Return on Investment (also eine Kapitalrendite) von 12,5 Prozent erwirtschaftet werden. Jeder eingesetzte Euro hat also 12,5 Cent „verdient“.
Richtwert und Interpretation des Return on Investment
Eine Empfehlung, wie hoch der ROI für ein Unternehmen jährlich sein sollte, gibt es nicht. Für das Maschinenbauunternehmen mit Schwerpunkten in Deutschland und den europäischen Nachbarstaaten ist die erreichte Kapitalrendite in Höhe von 12,5 Prozent ein guter Wert. In wachstumsorientierten Branchen mit mehr Risikopotential erwarten Kapitalgeber meist einen höheren ROI (15 bis 20 Prozent). Konservative Betriebe dagegen legen Wert auf eine gleichmäßig hohe Kapitalrentabilität zwischen 8 und 10 Prozent. Bei der Bewertung dieser Kennzahl solltest du auch die Vorjahre im Blick behalten, denn ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen verfügt über eine konstant gute Rentabilität.
Um die Ertrags- und Finanzkraft des Unternehmens insgesamt zu beurteilen, reicht die Ermittlung des ROI nicht aus. Seine Betrachtung erfolgt immer periodengerecht und zu Buchwerten, eventuell vorhandene stille Reserven bleiben unberücksichtigt. Auch ein Vergleich des Return on Investment unterschiedlicher Unternehmen hat so wenig Aussagekraft. Bei der Bewertung der Geschäftstätigkeit durch Kreditinstitute und andere Geldgeber ist der ROI daher nur eine der Werte aus einem ganzen System von Kennzahlen.