Neutrale Erträge werden buchhalterisch getrennt von den herkömmlichen Erträgen des Unternehmens behandelt. Sie fallen oft einmalig an und hängen mit für den Betrieb unüblichen geschäftlichen Transaktionen zusammen. Mitunter beziehen sie sich sogar auf in der Vergangenheit oder Zukunft liegende finanzielle Zuflüsse.
Neutrale Erträge: Definition
Als neutrale Erträge bezeichnet man einen Zufluss von materiellen Werten, der weder in die Preiskalkulation noch in die Kosten- und Leistungsrechnung einfließt. Das liegt daran, dass er in keinem direkten Zusammenhang mit den Produkten oder Dienstleistungen steht, die du anbietest. Er hat nichts mit der ursprünglichen Leistungserstellung oder der eigentlichen Aufgabe deines Betriebes zu tun. Die neutralen Erträge bilden zusammen mit den betrieblichen Erträgen die Gesamterträge deines Unternehmens. Letztere erwirtschaftest du durch dein Kerngeschäft und durch Produktverkäufe. Steigende Erträge führen zu höheren Umsätzen und Gewinnen.
Auch wenn die neutralen Erträge nichts oder nur indirekt mit der Leistungserbringung zu tun haben, können sie eine deutliche Erhöhung deiner Gesamterträge bewirken. Sie sind im Gesamtergebnis enthalten und beeinflussen deinen Gewinn maßgeblich. Allerdings dürfen sie in deiner Buchhaltung und Bilanz erst nach ihrer tatsächlichen Realisation erfasst werden (§ 252 Abs. 1 Nr. 4 HGB). In der Gewinn- und Verlustrechnung und im Jahresabschluss tauchen sie nicht als eigenständige Posten auf, sondern werden im sogenannten neutralen Ergebnis aufgeführt. Um eine genauere Erklärung für den Fachbegriff neutrale Erträge zu erhalten, teilst du sie in ihre Bestandteile
- außerordentliche
- betriebsfremde und
- periodenfremde
Erträge auf. Wichtig ist, dass du sie von den Leistungen abgrenzt, die deine eigentliche Geschäftstätigkeit erbringt. Im Folgenden erhältst du Beispiele für neutrale Erträge und erfährst, wie sie gebucht werden.
Außerordentliche Erträge
Außerordentliche Erträge fallen in unregelmäßigen Abständen an und sind für den normalen Betriebsablauf untypisch. Sie werden allerdings durch den Zweck des Unternehmens verursacht. Zu ihnen zählen finanzielle Mittel, die aus dem Verkauf von Firmenbeteiligungen und Betriebsteilen stammen. Außerdem gelten einmalige Erträge aus staatlichen Zuschüssen für die Umstrukturierung von Unternehmen, Sanierungsgewinne (Erträge aus dem allgemeinen Forderungsverzicht von Gläubigern) sowie Gewinne aus Entschädigungen für Enteignungen als außerordentliche Erträge. Geht ein für deine Firma existenziell wichtiger Prozess gut aus, gehört der gutgeschriebene Betrag ebenfalls zu den außerordentlichen Erträgen.
Außerordentliche Erträge musst du gemäß § 277 Abs. 4 des Handelsgesetzbuches (HGB) entsprechend ihrer Art und Höhe im Anhang deiner Erfolgsrechnung erläutern, wenn sie die finanzielle Situation deiner Firma maßgeblich verbessern. Das gilt auch für außerordentliche Erträge, die einem früheren oder zukünftigen Geschäftsjahr zugerechnet werden müssen. Neutrale Erträge dieser Art werden wie in folgendem Beispiel verbucht.
Du verkaufst im Jahr 2020 eine abgeschriebene und nicht mehr benötigte Fertigungsanlage zum Preis von 150.000 Euro netto. Der Buchungssatz lautet:
Bank 178.500 Euro an Betriebliche außerordentliche Erträge 150.000 Euro an Umsatzsteuer 28.500 Euro.
Weil ein derartiger Verkauf nicht jedes Jahr auftritt, ist er für deinen Betriebsablauf untypisch und muss daher von deiner Erfolgsrechnung für 2020 abgegrenzt werden. Deine Finanzbuchhaltung bucht sie – wie im Übrigen auch die anderen Arten neutraler Erträge – auf separaten Konten einer gesonderten Kontenklasse. Finanzielle Zuflüsse aus der Veräußerung oder Entnahme betrieblicher Anlagen werden als Sonderfall der außerordentlichen Erträge betrachtet, wenn der erhaltene Verkaufserlös über dem Restbuchwert der Anlage liegt. In diesem Fall setzt die Steuerbehörde eine genau nachvollziehbare Buchung voraus.
Betriebsfremde Erträge
Betriebsfremde Erträge sind finanzielle Mittel, die nicht direkt mit der Erbringung einer betrieblichen Leistung verbunden sind. Sie fallen dir zu, wenn du
- unternehmenseigene Grundstücke und Häuser verpachtet oder vermietet
- Wertpapiere mit Gewinn verkauft
- eine Schenkung erhalten
- Dividendenerträge
- Zinserträge
- Skontoerträge
hast. Ein Beispiel: Du verkaufst Wertpapiere des Umlaufvermögens von 22.000 Euro zu einem Preis von 26.000 Euro. Deine Buchhaltung bucht
Bank 26.000 Euro an Wertpapiere des Umlaufvermögens 22.000 Euro an betriebsfremde Erträge 4.000 Euro.
In deiner Gewinn- und Verlustrechnung werden diese 4.000 Euro als „Sonstige betriebliche Erträge“ ausgewiesen.
Periodenfremde Erträge
Sie werden zwar im Rahmen der normalen betrieblichen Tätigkeit erwirtschaftet, aber einer anderen als der aktuellen Abrechnungsperiode zugeordnet. Weil sie sich auf ein früheres oder zukünftiges Geschäftsjahr beziehen, musst du sie rechnerisch abgrenzen. Zu ihnen zählen
- Steuererstattungen für vergangene Jahre
- Erstattungen aus Versicherungsfällen der letzten Jahre
- zu erwartende Mieteinnahmen
- Beitragserstattungen für vergangene Jahre.
Vermietest du drei Büroräume an eine andere Firma und zahlt dir diese im Dezember 2020 die Miete für Januar 2021 in Höhe von 2.100 Euro, darfst du diese erst im Geschäftsjahr 2021 buchen. Tust du das jedoch noch in 2020, setzt du die Erträge des Jahres 2020 zu hoch und die für 2021 zu niedrig an. Du buchst
Bank 2.100 Euro an periodenfremde Erträge 2.100 Euro
Beziehen sich deine neutralen Erträge auf eine vergangene Abrechnungsperiode, gehst du wie folgt vor. Beispiel: Die Steuerbehörde erstattet dir in 2020 Steuern für 2018 in Höhe von 15.000 Euro. Du buchst
Bank 15.000 Euro an periodenfremde Erträge 15.000 Euro
Diese Steuererstattung darfst du weder in der normalen Kostenrechnung für 2020 noch in 2018 verbuchen. Mit einer Buchung in 2020 würdest du die Erträge dieses Jahres zu hoch ansetzen. 2018 kommt nicht mehr infrage, weil dieses Geschäftsjahr bereits abgeschlossen ist. Du hast nur noch die Möglichkeit, die 15.000 Euro auf ein separates Konto zu buchen, das nicht in den Jahresabschluss 2020 einbezogen wird.