Anlagenintensität: Definition, Formel & Berechnung

Maschinen und Anlagen, Werkshallen, Fahrzeuge, moderne IT-Systeme und Büroeinrichtungen – diese Vermögensgegenstände werden von Unternehmen angeschafft, um die betrieblichen Prozesse so effizient wie möglich zu gestalten. Sie verbleiben langfristig im Betrieb, ihre Erwerbskosten rentieren sich erst nach einigen Jahren. So binden diese Wirtschaftsgüter in dieser Zeit aber auch Kapital. Das Verhältnis dieses Kapitals zum Gesamtkapital des Unternehmens wird mit der betriebswirtschaftlichen Kennzahl Anlagenintensität ausgedrückt.

Anlagenintensität – die Definition

Die Anlagenintensität misst den Anteil des Anlagevermögens am Gesamtkapital. Dazu zählen alle Vermögensgegenstände, die zum jeweiligen Bilanzstichtag bilanziert sind und dazu dienen, dem Geschäftsbetrieb einer Unternehmung dauerhaft zu dienen. Zum Anlagevermögen gehören die immateriellen Gegenstände, die materiellen Vermögenswerte (auch als Sachanlagen bezeichnet) sowie die Finanzanlagen. Ermittelt wird die Anlagenintensität im Rahmen einer Bilanzanalyse. Manchmal findest du auch den Begriff Anlagenquote dafür. Angegeben wird sie oft in Prozent. Dabei unterscheiden die Betriebswirtschaftler zwischen der

  • der Anlagenintensität I, die das gesamte Anlagevermögen betrachtet und
  • der Anlagenintensität II, die nur die Sachanlagen berücksichtigt.

Diese Formeln berechnen die Anlagenintensität

Die Anlagenintensität lässt sich am besten auf der Grundlage des Jahresabschlusses berechnen. Dafür kannst du diese Formeln nutzen:

Anlagenintensität I = Anlagevermögen * 100 / Gesamtkapital

Formel: Anlagenintensität I
Formel: Anlagenintensität I

Anlagenintensität II = Sachanlagevermögen * 100 / Gesamtkapital

Formel: Anlagenintensität II
Formel: Anlagenintensität II

Beispiel für die Ermittlung der Anlagenintensität

Die Werte für das Anlagevermögen werden auf der Aktivseite der Bilanz ausgewiesen. Willst du die Anlagenintensität berechnen, brauchst du dir nur diese Seite anschauen – die Anlagenquote ist Teil der Analyse der vertikalen Vermögensstruktur.

Hier ein (einfaches) Beispiel einer Bilanz eines Maschinenherstellers:

A Anlagevermögen 6.500.000 €
I Immaterielle Vermögensgegenstände 300.000 €
II Sachanlagen 6.000.000 €
III Finanzanlagen 200.000 €
B Umlaufvermögen 3.200.000 €

C Rechnungsabgrenzungsposten 300.000 €
———-
Gesamtkapital 10.000.000 €

Eingesetzt in die Formeln für die Berechnung der Anlagenintensitäten ergeben sich dann:

Anlagenintensität I = 6.500.000 € * 100 / 10.000.000 €= 65 %

Anlagenintensität II = 6.000.000 € * 100 / 10.000.000 € = 60 %

Anders würden die Zahlen bei einem Handelsunternehmen aussehen, welches für das Erzielen seines Umsatzes weniger Anlagevermögen benötigt. Unterstellt man, dass sich die Gebäude nicht in seinem Eigentum befinden, so weist es für seine Betriebs- und Geschäftsausstattung nur einen vergleichsweise geringen Betrag in der Bilanz aus. Seine Waren jedoch, die es bevorraten muss, erhöhen das Umlaufvermögen:

A Anlagevermögen 1.300.000 €
I Immaterielle Vermögensgegenstände 100.000 €
II Sachanlagen 1.000.000 €
III Finanzanlagen 200.000 €
B Umlaufvermögen 8.600.000 €

C Rechnungsabgrenzungsposten 100.000 €
———-
Gesamtkapital 10.000.000 €

Das Unternehmen ermittelt die Anlagenquote:

Anlagenintensität I = 1.300.000 € * 100 / 10.000.000 € = 13 %

Anlagenintensität II = 1.000.000 € * 100 / 10.000.000 € = 10 %

Richtwerte für die Kennzahl Anlagenintensität

Wie an den beiden Beispielen deutlich wird, ist die Anlagenquote sehr stark branchenabhängig. Das produzierende Gewerbe, aber auch der Transportsektor oder Telekommunikationsunternehmen benötigen sehr viele Wirtschaftsgüter, die langfristig dem Unternehmenszweck dienen. Werden diese erworben, so binden sie sehr viel Kapital. Für anlagenintensive Unternehmen gilt ein Richtwert für die Anlagenintensität zwischen 60 bis 70 Prozent als akzeptabel.

Alle Branchen, in denen der Faktor Arbeitsleistung eine größere Rolle spielt, weisen eine geringere Anlagenintensität auf. Dazu zählen der Handel, aber auch das Baugewerbe oder der Dienstleistungssektor. Ihr Richtwert für die Anlagenintensität liegt zwischen 10 und 20 Prozent.

Mit Leasingverträgen kann die Kennziffer Anlagenintensität verringert werden, da die entsprechenden Vermögenswerte nicht in der Bilanz aktiviert werden. Dennoch wirken sie sich mit ihren langen Laufzeiten auf die finanziellen Verhältnisse des Leasingnehmers aus. Die Verträge binden zwar kein Kapital, die fälligen Raten müssen jedoch aus den laufenden Einnahmen bedient werden.

Die Interpretation der Kennzahl Anlagenintensität

Bilanziert eine Unternehmung ein hohes Sachanlagevermögen, ist ein großer Anteil des Gesamtkapitals dort gebunden, denn die Vermögensgegenstände lassen sich in der Regel nicht wieder kurzfristig veräußern. In der Analyse einer Bilanz wird daher auch die Eigenkapitalquote betrachtet – finanzstarke Unternehmen finanzieren ihr gesamtes Anlagevermögen mit Eigenkapital. Die goldene Bilanzregel im engeren Sinne setzt das Eigenkapital mit dem Anlagevermögen ins Verhältnis, in wirtschaftlich erfolgreichen Betrieben sollte das Ergebnis aus der Rechnung Eigenkapital / Anlagevermögen größer als Eins sein. Eine hohe Anlagenintensität wird von Banken und Kreditinstituten also auch als Ausdruck wirtschaftlicher Stärke gewertet.

Für Kreditgeber ist die Anlagenintensität eine wichtige Kennzahl, denn sie ist auch ein Indikator für ein höheres Risiko der Unternehmung, auf sich ändernde Marktbedingungen flexibel zu reagieren. Bei Investitionsentscheidungen erfolgt die Auswahl des Sachanlagevermögens zielgerichtet mit Blick auf die Umsatzgenerierung. Sie berücksichtigt sowohl die Kundenbedürfnisse als auch die Erfordernisse des Marktes – besondere Ereignisse, wie das Wegbrechen eines Marktes oder Preisdruck durch das Auftreten neuer Markteilnehmer, können dann später nicht so schnell kompensiert werden. Eine geringere Auslastung der Sachanlagen bringt die Unternehmen aber in Schwierigkeiten. Ein teurer Maschinenpark verursacht hohe Abschreibungsraten und, wenn die Anlagen mit Fremdkapital finanziert worden sind, auch Zinskosten. Diese müssen über die Verkaufspreise wieder verdient werden. Bei mangelhafter Auslastung ist das nicht mehr möglich.

Eine zu niedrige Anlagenquote jedoch ist ein Zeichen für eine Überalterung des Anlagevermögens. In anlagenintensiven Betrieben sind die Vermögensgegenstände dann zumeist abgeschrieben. Werden keine neuen Investitionen getätigt, ist das effiziente Wirtschaften und damit der weitere geschäftliche Erfolg der Unternehmung gefährdet.

Die betriebswirtschaftliche Kennzahl Anlagenintensität lässt sich im Jahresabschluss leicht ermitteln. Aussagekräftig wird sie jedoch erst dann, wenn man sie mit den branchentypischen Werten vergleicht. Solche Werte erhältst du von deiner finanzierenden Bank oder auch von deinem Steuerberater. Außerdem kann es sich lohnen, die Entwicklung der Anlagenquote in mehreren Perioden zu verfolgen. Eine Erhöhung der Intensität zeugt von einer Erneuerung und Modernisierung des Anlagevermögens, eine Verringerung deutet auf eine höhere Abnutzung und auf ausbleibende Investitionen in die Betriebsmittel hin.